Sonntag, 21. November 2004

Anarchie für Arme

Man soll manchmal wirklich nicht glauben, mit wie wenig man unfassbar zu frieden sein kann. Mein Highlight in Bologna bestand für mich in der Dusche. Nachdem ich grob desinfizierend durch die Räumlichkeiten gezogen bin, hatte ich auch verdrängt das es im ganzen Gebäude ungefähr nur 5 grad warm war und stand als der wohl glücklichste Mensch unter einer heißen Dusche und war zumindest gedanklich ganz weit weg. Die gesunde Urangst, das verfressene Nager in der Zwischenzeit meine Beine ankrabbeln könnten war verschwunden, was ich nicht überwinden konnte war meine Angst vor Hunden. Das ganze Gebäude wimmelte davon, das Monster schlechthin bewachte das Büro. Dieser Köter ging mir bis zur Brust und nur sein Ausatmen hat mir die Haare senkrecht aufgestellt. Beim atmen hat er es aber nicht belassen, denn schon wenn man die erste von 50 Stufen zum Büro erklommen hatte, war man in seine Witterung aufgenommen und es klang als wenn ein Bataillon Soldaten versuchte die Tür aufzubrechen. Ich habe es dann auch bei einem kurzen Besuch dort belassen und auch Todesmutige Vorstöße von Jan oder Jason konnten mich nicht davon überzeugen den Raum noch einmal zu betreten. Enrico musste dann schließlich dran glauben und hat mir unter Einsatz seiner Männlichkeit die noch fehlende Computertasche wieder zum Bus gebracht. Die Erklärung war für den ganzen Wahnsinn war irgendwie auch schnell da, befanden wir uns irgendwie in der Keimzelle eines Independent Media Atac Wahnsinns, die sich mit dem pferdeähnlichen Monster die Polizei vom Hals hält, weil man durch die Staatsmacht schon einmal sämtliche Computer und Daten verloren hatte. Man sollte dem Tier Fotos zeigen wie Polizisten wirklich aussehen.

Was dann abends dort passierte war unfassbar und ist nicht wirklich in Worte zu packen. Mal davon abgesehen das die riesigen Hallen durch die Menschenmassen endlich erträglich warm geworden waren, war das wohl die schlimmste Drogenhöhle jenseits des Nirvanas. Unsere Hochrechnungen gehen von 95% akuten Drogenopfern aus, die restlichen 5% waren so betrunken das man sie ruhig zu den schwer geschädigten zählen kann. Neben viel Metall an allen möglichen Körperstellen zeichnet sich das Publikum vor allem auch dadurch aus das es Unmengen von Hunden mit in den Club schleifte. Diese ganze Mischung machte es zu einem wahren Vergnügen über Kotze, Hundescheiße und Urin zu schlittern, dabei nicht Halt zu verlieren und kleinen Dackeln unangenehmes auf den Schwanz treten zu ersparen. Herrlich....ganz nebenbei hatte ich relatives Glück ziemlich schnell zu bemerken das der einzige unfassbar dunkle ruhige Raum dazu da war, sich gegenseitig anzufassen.

Aber wie alte Sprichwörter schon hervorheben, nach jedem Tunnel kommt wieder Licht oder nach Dunkelheit kommt wieder Sonnenschein....Hier in Triest ist alles mehr als Schick. Unser Bus steht direkt am Mittelmeer und die Stadt scheint in den früheren Jahren sehr viel Geld mit der Seefahrt verdient zu haben. Flomärkte und aufgeregt schwatzende Italiener an jeder Ecke, und wir mitten drin, ein Espresso in der Hand, Geschichten von gestern erzählen und heimlich kichern weil es besser ist, das Ganze als bloße geschriebene Geschichte abzutun. La dolce vita....

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